Fledermäuse – Jäger der Nacht

Quartiere gesucht

Graues Langohr - Fotoquelle: NABU/Dietmar Nill
Graues Langohr - Fotoquelle: NABU/Dietmar Nill

Hausbesitzer können ganz leicht Quartiere für Fledermäuse schaffen. Sogenannte Fledermaus-Wandschalen aus Holzbeton sind 25 × 30 cm groß und bis zu 5 cm dick und werden an die Hauswand geschraubt. Sie werden von Fledermäusen sowohl als Sommer- als auch als Winterquartier genutzt. Fledermäuse benötigen im Jahresverlauf viele verschiedene Quartiere: Von der „Wochenstube“ zur Jungenaufzucht über wechselnde Schlaf- und Fraßplätze sowie Balzquartiere zur Fortpflanzung bis hin zur frostsicheren Zuflucht für einen geruhsamen Winterschlaf. Da sie nicht in der Lage sind, selbst Behausungen zu bauen, beziehen Fledermäuse gern Hohlräume, Risse und Spalten an Gebäuden oder auch auf Dachböden – übrigens ohne dabei die Bausubstanz zu beschädigen.

 

Hausbesitzer, die Quartiere schaffen möchten und noch Beratung brauchen, können sich bei der NABU-Gruppe Niedernhausen melden. Bitte per E-Mail melden: info{at}nabu-niedernhausen.de

 

Wer so zum Überleben der wendigen Flugkünstler beiträgt, kann sich für die Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“ bewerben. Mehr Infos zu der Auszeichnung finden sich auf der Website des NABU Hessen.

 

Wer Fledermäuse beobachtet und Vorkommen kennt (nicht nur an Privathäusern, sondern auch in Kirchen, Burgen, Stollen oder öffentlichen Gebäuden), melde sich bitte unter: info{at}nabu-niedernhausen.de.


Bestände nehmen dramatisch ab

In Deutschland gibt es 25 Fledermausarten. Im Idsteiner Land leben derzeit noch 14, in Niedernhausen 12. Der NABU Niedernhausen kartiert schon seit vielen Jahren die Fledermausvorkommen im Idsteiner Land. In den vergangenen Jahren mussten die Naturschützer dabei aber dramatische Bestandsein-brüche feststellen. So kam früher der Abendsegler überall häufig vor, und es existierte eine große Winterschlafkolonie in Niedernhausen. Diese Vorkommen sind völlig verschwunden. Vermutet wird, dass vor allem Windkraftanlagen den weit wandernden Abendseglern zusetzen.

 

Das Mausohr hatte noch vor wenigen Jahren Weibchenkolonien, sogenannte Wochenstuben, in verschiedenen Kirchen des Rheingau-Taunus-Kreises, unter anderem in der Unionskirche in Idstein. Diese ist wie viele andere heute verwaist. Im gesamten Kreisgebiet ist nur noch eine Kolonie aus dem Rheingau bekannt.

 

Auch die Kleine Hufeisennase ist in unserer Region ausgestorben. Sie lebte früher im Idsteiner Schloss und wurde auch vielerorts in unterirdischen Stollen gefunden. Heute gibt es in ganz Hessen nur noch ein Vorkommen in der Nähe der Grenze zu Thüringen.

 

Selbst die Zwergfledermaus, die noch recht häufig und zum Glück noch in allen Ortschaften des Kreises zu finden ist, wird immer seltener. Ihr macht der massive Gifteinsatz in der Landwirtschaft zu schaffen.

Nützliche Insektenfresser statt Blutsauger

Die hierzulande lebenden Fledermäuse ernähren sich ausschließlich von Insekten. So vertilgt eine Wasserfledermaus in einer Nacht bis zu 2.000 Schnaken, das ist ein Drittel ihres Körpergewichtes. Zum Vergleich: Ein 60 Kilo schwerer Mensch müsste dafür 40 Packungen Nudeln essen um, das zu erreichen. Damit spielen Fledermäuse eine wichtige Rolle als Schädlingsbekämpfer in der Nacht. Von Blut ernähren sich die hierzulande lebenden Fledermäuse nicht; das betrifft nur drei Arten, die allesamt in Südamerika beheimatet sind.


Rückblick: Fledermausnacht des NABU Niedernhausen 2017

Wer weiß schon, wo Fledermäuse ihren Daumen haben oder wie viel Gramm Insekten diese nützlichen Säugetiere pro Nacht fressen? Die Kinder, die zur Fledermausnacht der NABU-Gruppe Niedernhausen gekommen waren, wussten es – und erfuhren noch viel mehr beim Vortrag der Naturpädagogin Eike Bettina Godmann. Knapp 50 Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren saßen dicht gedrängt auf den Bänken auf dem Bolzplatz in Oberseelbach und lauschten aufmerksam, was es über Fledermäuse alles zu wissen gibt. Und sie bestaunten Fridolin und Frida, zwei Zwergfledermäuse, die Familie Godmann in den vergangenen Wochen aufgepäppelt hatte. Nach all der Theorie und gestärkt mit Bat-Snacks (Würstchen) und Blutsaft (rote Fruchtsäfte), stellten sich die Kinder zum „Fledermaus-Fangespiel“ im Kreis auf und bastelten danach aus Klopapierrollen (Körper), Nabenputzringen (Beine) und schwarzem Tonpapier (Flügel) kleine Fledermäuse. Mit Anbruch der Dämmerung marschierte die ganze Kinderschar in den nahe gelegenen Wald, um mit Taschenlampen und Detektoren die dort lebenden Bechsteinfledermäuse aufzuspüren.

 

Währenddessen begann der zweite Teil der Fledermausnacht, zu dem etwa 40 Erwachsene gekommen waren, die Olaf Godmann über Besonderheiten einzelner Fledermäuse informierte. Als die Kinder wieder zurück waren und bevor auch die Erwachsenen in den mittlerweile dunklen Wald marschieren konnten, wurden Fridolin und Frida freigelassen – anfangs etwas schüchtern, schnupperten sie doch schnell die große Freiheit und flatterten auf und davon. Vielleicht gibt es ein Wiedersehen zur nächsten Fledermausnacht des NABU Ende August 2018.